Sonntag, 30. September 2012

Das kostet aber was!

"Das kostet aber was!" hab ich jetzt ein paar mal gehört. Und zwar für total idiotische Sachen. Hier zwei Fallbeispiele.
Wir sitzen in einem vollen Biergarten, an einem Tisch, 10m von uns weg, sitzt ein Mann mit einem Kalb riesengroßen Hund. Und wenn sich der bewegt, fliegt schon mal der Schwanz hin und her, und manchmal bleiben dann auch ein paar Tropfen von seinem Mundwasser (heisst das so?) auf anderen Personen liegen. Dafür braucht sich der Hundehalter natürlich nicht zu entschuldigen, weit gefehlt! Gott sei Dank nehmen es die anderen Leute mit Humor, sind offensichtlich RinderHunde-Liebhaber.
Dann will ich von dem Hund ein Foto machen und der Hundehalter sagt "Das kostet 5€, vorher bezahlen". Es sollte witzig sein, ich empfand es nicht so.
Ich sitze im Zug, fahre von der Wiesn nach Hause. An meinem Tisch sitzt ein Nicht-Paar, das am Morgen den ersten Zug aus Regensburg genommen hat, um 05:30, und den ganzen Tag über beim Wandern war. Und kurz vor der Zugabfahrt kommt noch ein junges Mädchen dazu, etwas angetrunken von der Wiesn.
Sie erzählt lustige Geschichten von der Wiesn und hat Bedenken, ihren Ausstieg zu verpassen.
Nachdem es das Mädchen ohne Probleme geschafft hat auszusteigen, mokieren sich die beiden Wanderer. Er sagt, er musste sie die ganze Zeit ansehen, sie darauf, "Sie hatte ein Föhn-Kleid an (Dirndl), mit schöner Aussicht auf die Berge". Und er meint, "Das war jetzt Comedy im Zug".
Die nächste Station will ich aussteigen und sage "Darf ich bitte raus", und er meint dazu "Des kost jetzt aber was". Ich biete ihm daraufhin seine Bierdose an, die er hinter dem Tisch versteckt hat und nicht mehr trinken will. In der Bahn darf man ja keinen Alkohol mehr zu sich nehmen.
Was ist das für eine dumme Aussage? Denken die Leute nur ans Geld? Muss man nun für jeden kleinen Gefallen - wenn es sich in diesen Fällen überhaupt darum handelt - etwas zahlen? Vielleicht weil sie kein Geld mehr haben?
Ich finde solche Aussagen jedenfalls nicht witzig.

Donnerstag, 27. September 2012

Talent

Eine sehr interessante Frage ist schon einmal herauszufinden, welche Talente man hat. Eltern und Lehrer können das normalerweise nicht, ausser für das Gebiet, auf dem sie Experte sind. Diese Sichtweise geht zurück auf Sokrates, der gesagt hat, man muss sich überlegen, was man machen will, und dann sucht man sich jemand, der auf diesem Gebiet Experte ist und geht bei ihm in die Schule. Andererseits kann man natürlich nicht beliebig viele Dinge ausprobieren, d.h. WAS man machen will ist immer noch problematisch herauszufinden.
In früheren Zeiten war das nicht so problematisch. Wenn man in eine Bauernfamilie hineingeboren wurde, wurde man Bauer, und die Eltern waren natürlich Experten auf dem Gebiet und haben den Kindern alles Notwendige beigebracht.
Doch wie sieht es heute aus. Irgendwann entscheiden wir uns für einen Beruf, gehen in die Lehre, studieren etc. Gehen wir auch davon aus, dass wir einigermassen Talent dafür haben, und gute Lehrer, die uns die notwendigen Kenntnisse für den Beruf vermittelt haben.
Nun ergeben sich in unserer aktuellen Gesellschaft zwei Probleme, die diametral sind.
Einerseits erhöht sich die durchschnittliche Lebensdauer und damit auch die Dauer, wie lange wir arbeiten müssen, ob das heute nun schon alle zugeben wollen oder nicht. Und damit müssen wir immer länger einen oder während der Lebensarbeitszeit (vernachlässigen wir Zweit-Jobs) mehrere Jobs machen und brauchen dafür die entsprechende Ausbildung.
Andererseits werden die Innovationszyklen immer kürzer, d.h. immer schneller kommen nicht nur neue Generationen von Geräten und Anforderungen auf uns zu, sondern auch Revolutionen, in dem Sinn, dass komplett neue Ansätze entstehen. Wir wissen heute gar nicht, welche Talente in den nächsten 10-20 Jahren benötigt werden, wie sollen wir dann heute entscheiden, welche Talente wir fördern? Und dadurch, dass die Zyklen so schnell sind, werden wir uns auch dementsprechend schnell anpassen müssen. Und das geht dann in die Richtung "lebenslanges Lernen". Die aus meiner Sicht dafür notwendige Förderung kann nur darin bestehen, die lebenslange Neugierde zu fördern.
Literatur dazu: Markus Hengstschläger, "Die Macht der Gene"
Podcast: http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/eins-zu-eins-der-talk/markus-hengstschlaeger-104.html

Mittwoch, 26. September 2012

Kommunikation versus Sprechen

Mit unseren neuen Medien kommunizieren wir mehr und mehr. Was ich damit meine, ist, dass wir sehr viel schriftlich beschreiben, bzw. auch mit aufgenommenen Videos. Und das ist etwas anderes, als wenn man mit Leuten spricht. Denn beim Sprechen bekommen wir eine direkte Rückmeldung von unserem Gegenüber. Diese Rückmeldung kann auf verschiedenen Wegen passieren - über Telefon nur akustisch - oder Rückmeldungen via Körpersprache bei einem direkten Gespräch. Und diese Rückmeldung passiert sofort. Wir haben keine Möglichkeit, das gesagte noch einmal zu korrigieren, was gesagt ist, hat den Mund verlassen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Es kann vielleicht relativiert werden, ergänzt werden, etc., aber es ist gesagt.

Wenn etwas geschrieben wird, ist es stark fixiert, man kann es vorher zig-mal redigieren, bevor es endgültig in die freie Welt entlassen wird. Und dann ist es geschrieben, und es kann sehr leicht wieder zitiert werden. Das hat den Vorteil, dass man sich nicht mehr so leicht herausreden kann, angenommen man wird korrekt zitiert und auch nicht aus dem Zusammenhang gerissen.
Andererseits ist es unheimlich schwer etwas so genau aufzuschreiben, dass es auch eindeutig ist. Das geht vielleicht mit Formeln in der Mathematik aber mit Prosa ist das unheimlich schwer. Noch schwieriger wird das, wenn man es in seiner Nicht-Muttersprache macht.